Der Weinherbst 2024
Liebe Weinfreunde,
wir sind das krasse Gegenteil von TikTok-Kriegern oder -Winzern. Online Nachrichten gibt es wenige und wenn dann laufen Sie oft den Ereignissen hinterher. Einerseits bin ich vielleicht schon zu alt - eindeutig kein "Digital Native". Aber es liegt auch an der Struktur des kleinen Familienbetriebes. Wenn ich Abfüllsaison habe fülle ich eben Weine ab und drehe keine Videos. Die Traubenlese, das sind die anstrengendsten vier Wochen des Jahres für mich. Wir bringen dann die Ernte ein, keltern die Trauben und klären die Moste. Hier wird über die Qualität des neuen Jahrgangs entschieden. Meine Prioritäten liegen dann ganz klar nicht auf Werbung.
Hier also - einen Monat nach Leseschluß- ein kleines Résumé der Ernte 2024:
Reichlich geerntet wurde -sarkastisch gesprochen- bereits im April 2024 als zwei Frostnächte in weiten Teilen Deutschlands zu beträchtlichen Schäden in den Weinbergen führten. Im Kerngebiet des Bopparder Hamm hatten wir richtig Glück, dennoch lag mit unserer Pachtfläche in Bacharach und unseren Spayer Weinbergen die Hälfte unserer Rebfläche im Schadensgebiet. Auch das kühle Blütewetter begrenzte den Fruchtansatz. Insgesamt ein Drittel fehlt uns an einer durchschnittlichen Erntemenge - das ist schon sehr schade.
Aber nun zu den positiven Seiten des Jahrgangs: Wir konnten zwischen 23. September und 15. Oktober ausschließlich gesunde und ausgereifte Trauben ernten. Die Mostgewichte lagen im Kabinett und Spätlesebereich und die Säuren waren sowohl ausreichend hoch als auch harmonisch. Das regenreiche Jahr sorgte für eine gute Mineralstoff- und Nährstoffversorgung. Ich gehe von einem fruchtigen, gehaltvollen Weinjahrgang aus - vor allem auch mit gutem Reifepotential. Übrigens ein tolles Rotweinjahr! Edelsüße Spitzen sind zwar nicht möglich gewesen und die Reife bewegte sich in einem relativ schmalen Band, aber ich würde trotzdem entgegen meiner Gewohnheit bereits jetzt von einem sehr guten Jahrgang sprechen. Vielleicht sogar ein Spitzenjahrgang. Aber ein Spitzenjahrgang unter dem Radar gewissermaßen. Von der Sommerpresse ignoriert wegen der fehlenden Hitze, von der Sensationspresse übersehen, weil fern von Superlativen. Wenn Sie jedoch feine Kabinette und nicht zu schwere Spätlesen, vor allem auch im trockenen und halbtrockenen Bereich mögen - also eigentlich das gefragteste Segment unserer Produktion - dann glaube ich werden sie beim 2024er voll auf Ihre Kosten kommen. Die Gärung geht tatsächlich gut voran so daß der Jahrgang vorwiegend trocken ausgebaut werden kann. So wird er die aufklaffenden Lücken in diesem Bereich schließen können. Wir hoffen wegen der so glücklich nachfragegerechten Qualität den Bedarf in 2025 trotz der Ausfälle weitgehend decken zu können. Füllen Sie Ihren Keller am besten frühzeitig und besuchen Sie unsere Jahrgangspräsentation! Zum Schluß noch ein Dank an die beste Lesemannschaft von allen, 1.0, Handlesekrieger!