Weinberge

Gute Weinbergslagen sind die Voraussetzung für gute Weine. Kommen passendes Wetter und fleißige Winzerhände hinzu, kann es klappen. Zweifellos sind die Südlagen in der geologischen Formation der Bopparder Schlingen auch nach nationalen Maßstäben hervorragende Rieslingstandorte. Die besonderen Eigenschaften von Löß und Schiefer machen die Weinberge im unteren Bopparder Hamm und in Spay zu herausragenden Lagen sowohl für Riesling als auch für Burgundersorten.

Der Bopparder Hamm

Die große Rheinschleife bei Boppard zeichnet sich durch einen großen Südhang direkt im Rheintal aus – die große Besonderheit dieses Ortsteils von Boppard. Über 3 Kilometer fließt der Rhein von West nach Ost quer zur eigentlichen Fließrichtung. Die Hunsrückhöhen schirmen die Westwinde ab und das weite Schwemmland der Osterspaier Gemarkung gegenüber sorgt für ein weites Tal mit niedriger Horizontabschirmung – sodass die Beschattung kein Problem darstellt wie in engeren Fluss- oder Seitentälern. Deshalb sind die warmen Steillagen am Hangfuß mit ihren feinerdereicheren Böden nicht benachteiligt in der Sonnengunst und gelten im Hamm über die Einzellagen hinweg als beste Standorte.

Trotz aller Bedeutung der Weinlagen bin ich kein Verfechter der sogenannten Lagenklassifizierungen, denn auch die beste Lage ermöglicht noch kein absolutes Qualitätsversprechen für einen Wein. Komplexe Wechselwirkungen zwischen der individuellen Jahreswitterung, der Bewirtschaftung und den Standortfaktoren, darunter dem Boden, beeinflussen die Qualität des späteren Weines. Innerhalb der Lagen bestehen oft große Unterschiede und es gibt keine wissenschaftliche Methode zur Klassifikation von Lagen. Der Mensch sollte hier nicht einen wesentlichen Kulturfaktor des Weines für Marketing und wirtschaftlichen Gewinn ausbeuten. Meine Ausführungen zu unseren Weinbergslagen beschränken sich daher auf Beschreibungen meiner eigenen Weinberge zum heutigen Zeitpunkt und geben Hinweise auf den Charakter der Weine, im Rahmen meiner Kenntnisse und mit der Einschränkung, dass der Charakter eines Weines mindestens so jahrgangsabhängig wie lagenabhängig ist. Von der Güte der Lage kann letztlich nur der Wein selbst sprechen.

Die Lage Feuerlay im Zentrum des Rheinbogens ist die Größte im Bopparder Hamm und womöglich die heterogenste in ihrer Zusammensetzung (siehe den entsprechenden Ausschnitt der Bodenkartierung aus den 1950er Jahren). Sie illustriert damit überdeutlich die Probleme der Lagenreform des Weingesetzes von 1971 und die heute grassierende Idiotie einer unreflektierten Lagen- bzw. Herkunftsklassifikation.  Es beginnt bereits beim Namen.  Die historische, namensgebende Katasterlage "An der Feuerlay" liegt 1km entfernt am Ausgang des Peternacher Tales unterhalb der Mandelsteinhütte und ist heute Teil der Lage Mandelstein.  Die Weinlage Feuerlay hingegen ist ein künstlich geschaffenes Konglomerat im Zentrum des Bopparder Hamm im Bereich der Überschiebungszone von Ehrentalschichten über Emsquarzit zur unteren Grenze des Kieselgallenschiefers.  Die Oberböden sind jedoch lokal so stark lößüberlagert (besonders etwa "Auf Kerl"), daß der Schiefer fast nebensächlich ist, während in anderen Bereichen reine Schieferverwitterungsböden unterschiedlicher Fruchtbarkeit vorherrschen.   Es wäre aber jetzt auch nicht richtig zu folgern, daß alle ursprünglichen Katasterlagen bodenkundlich und klimatisch homogene Terroirs wären. In diesem Falle ist jedoch ganz klar, daß man wesentlich genauer hinsehen müßte und mit der Bezeichnung Feuerlay alleine kaum mehr als eine räumliche Bezeichnung innerhalb des Bopparder Hamm gegeben wird.  

Meine kleine Parzelle dort liegt an der Grenze zum Ohlenberg am Hangfuß auf tief verwittertem Schieferboden und gehört zu meinen allerbesten Parzellen. Klimatisch sehr warm und nicht sehr trocken. Die Reben wurden im Jahr 2000 gepflanzt. Mit vergleichsweise dichter Pflanzung und niedriger Erziehung erreichen die Trauben in aller Regel eine sehr hohe physiologische Reife. Trotzdem entstehen hier eher kräuterige, würzige Weine mit präsenter Säure. Häufig daher besonders gute halbtrockene – in seltenen Jahren die besten trockenen Weine.

Ohlenberg

In der Lage Ohlenberg bewirtschafte ich drei eigene Parzellen, insgesamt über ein Hektar. Der Ohlenberg schließt rheinabwärts an den Feuerlay an. Die Böden sind im Wesentlichen Schieferböden mit Einwaschungen von Lößkalk, ganz lokal auch mit Lößanlagerungen. Am Hangfuß nachhaltige Böden mit guter Wasserversorgung, im mittleren Hang teils trockener. Eine Parzelle ist 1976 gepflanzt und in der damals üblichen Zeilenbreite von 1,4 m (1,2 m Stockabstand). Die zweite Parzelle wurde 1998 und 2005 gepflanzt mit 1,6 m Zeilenbreite (1 m Stockabstand). Die dritte Parzelle wurde für uns ungewöhnlich ursprünglich 1,8 m breit gepflanzt im Jahr 1996, jedoch habe ich hier zwischenzeitlich durch Zwischenpflanzung den Stockabstand auf 80 cm reduziert und so ebenfalls eine gute Pflanzdichte hergestellt. Das Ziel sind bei Neuanlagen immer mindestens 6500 Pflanzen pro Hektar.

Die Weine sind tendenziell etwas weicher als im Feuerlay, etwas fülliger und tropischer in der Frucht. Hier entstehen gute Voraussetzungen für trockene Weine, sowohl als leichtere Kabinette, wie auch bei Vollreife als Spätlese.

Engelstein

Engelstein schließt wiederum an den Ohlenberg an und bildet den Abschluss des Bopparder Hamm. Es ist die kleinste Lage von der bestockten Fläche her, genaugenommen umfasst sie aber auch die Spayer Rebflächen. Die Lage hat mehrere Besonderheiten. Zum einen war sie nicht Teil der Flurbereinigung, sodass das Gelände weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand ist, ohne Wegebau und Bodenveränderungen. Zum anderen hat die Lage ausgeprägteren Lößlehmeinfluss als die meisten anderen Standorte im Bopparder Hamm und außerdem auch Bereiche, die deutlich von Vulkanasche geprägt sind. Zum Teil ist die Wasserversorgung sehr gut, zum Teil eher nicht. Es ist eine große Vielfalt innerhalb der Lage. Wir haben hier von 2002 bis 2006 große Flächen rekultiviert und damit das Potential der Lage neu erschlossen. Die Lage gliedert sich in mehrere Gewanne.

Am Weißen Wacke

Eine bekannte historische Lage, ist das Gewann heute Teil der Lage Engelstein. Seit einigen Jahren darf die Gewannbezeichnung wieder auf das Etikett. Wir bewirtschaften „Am weißen Wacke“ im Monopol. Die Weine sind gehaltvoll und nachhaltig, haben auch Säurespiel. Oft die komplexesten Weine in unserem Sortiment. Mit 1,2 ha ist es unsere größte zusammenhängende Rebfläche. Die Erziehung erfolgt zum Teil auf historischen Terrassen am traditionellen Einzelpfahl. Der älteste Teil ist 60 Jahre alt, der jüngste 12 Jahre.

In der Grube und Im Elsgarten

Dieser Teil der Lage Engelstein grenzt unmittelbar an die Gemarkungsgrenze nach Spay und unseren Keller an. Der Weinberg wurde 2012 als Querterrasse angelegt und 2013 bepflanzt. Durch die Tropfbewässerung kann der höhere Wasserverbrauch der Böschungen ausgeglichen werden. Die größere Grünfläche der Böschungen führt zu höherer Artenvielfalt, reduziert aber auch die Pflanzdichte erheblich. Daher haben wir den Stockabstand auf 70 cm reduziert. In qualitativer Hinsicht bin ich bisher sehr zufrieden. Besonders vom Löß geprägt ergeben sich rassige und fruchtige Weine. Die gute Belüftung und Belichtung der Querterrassen begünstigt eine gesunde Ausreife der Trauben und eine späte Lese. Dadurch kann der klimatische Nachteil der Lage gegenüber dem Weißen Wacke durchaus ausgeglichen werden. Während man vielleicht für Am Weißen Wacke in der nächsten Generation über Sortenalternativen nachdenken muss, wird dieser Weinberg sicher noch sehr lange mit Riesling bestockt sein.

Mit zunehmendem Alter hoffe ich auf große Weine dieses Weinberges. Wir bewirtschaften ihn ebenfalls im Monopol.

Diese Fläche haben wir 2021 nach unten zur Eisenbahn hin um 3500qm erweitert in den Flurdistrikt „Im Elsgarten“. 40.000l neu geschaffene Zisternenkapazität sammeln Regenwasser und gereinigtes Abwasser um die Tropfbewässerung  des neuen Weinberges zu versorgen.

Spay

Auch in Spay sind wir die einzigen Bewirtschafter und haben den größten Teil des südexponierten Talkegels „In der Zech“ gegenüber von unserem Betrieb bepflanzt. Hier steht unser Spätburgunder auf 0,75 ha, ergänzt durch 0,3 ha Riesling. Außerdem ist eine größere Fläche als Weidefläche angelegt und mit Obstbäumen wie Bohnäpfeln, Süßkirschen und Weinbergspfirsichen bepflanzt.

In der Zech

Die Bezeichnung in der Zech geht auf mittelalterliche Zechvereine zurück, die Weinberge gemeinsam bewirtschaftet haben. Das Zechen im Sinne von Trinken und die Zeche im Bergbau gehen auf dieselbe Wurzel zurück, nämlich eine Vereinigung zu gemeinsamem Zweck. In der Zech sind besonders kalkhaltige, lößgeprägte Bereiche ziemlich scharf von kalkfreien, leichteren Schieferböden abgegrenzt. Während wir erstere für den Spätburgunder nutzen, wächst auf letzteren unser Spayer Riesling. Auch diesen Rieslingweinberg können wir mittlerweile bewässern. Das Wasser stammt aus unserer eigenen Quelle oberhalb des Weinberges und wird in unserer Kellerzisterne zwischengespeichert. Wir können auch das kellerwirtschaftliche Brauchwasser direkt in die Bewässerung einspeisen. Der Spayer Riesling ist vom Charakter filigran und klar. Spätburgunder als Weißherbst schlank und duftig und der Rotwein hat das Potential zu den besten Spätburgundern nicht nur am Mittelrhein zu gehören. Das ist unser Ziel.

Bacharach

Die Familie Oldach aus Henschhausen bewirtschaftet Weinberge in der Lage Bacharacher Hahn und Mathias Weingarten. Sie betreibt einen landwirtschaftlichen Hof auf dem Plateau oberhalb der Weinberge, außerdem haben sie eine landwirtschaftliche Lohnunternehmung, ein Hofcafé (sehr zu empfehlen die selbstgebackenen Kuchen) und mehrere Ferienwohnungen in ruhiger Lage mit schöner Aussicht (www.ferienhof-oldach.de). Seit mehr als zwei Jahrzehnten kaufen wir Trauben von Familie Oldach zu.  Mittlerweile habe ich 1,4ha fest gepachtet.  Die Weinberge werden in enger Absprache weiterhin von Familie Oldach bewirtschaftet. Wir vermarkten die dortige Ernte als Mittelrhein-Riesling oder bei außergewöhnlicher Reife unter der Lagenbezeichnung Mathias Weingarten. Diese Bacharacher Trauben sind durch die Lage im Seitental auf größerer Höhe in der Regel etwas rassiger von der Säure und etwas kerniger in der Art als die Trauben des Bopparder Hamm. Beste, typische Mittelrhein-Rieslinge, die meist die Basis unseres Sortimentes stellen. Besonders empfehlenswert sind feinherber und fruchtiger Qualitätswein durch die Spritzigkeit und Feinfruchtigkeit.

Mathias Weingarten

Die besten Trauben aus Bacharach im Prädikatsweinbereich füllen wir unter dieser Lagenbezeichnung ab. Es ist eine sehr kleine Weinlage und wir freuen uns diese eigenwillige Lagenbezeichnung auf dem Etikett zu führen. In manchen Jahren sind auch Spätlesen möglich. Der trockene Kabinett Mathias Weingarten wäre früher (nicht mehr genderkonform) als „Herrenwein“ bezeichnet worden. Herzhaft mineralisch trocken mit einem Hauch Stahligkeit in der Säure.

Weinbau

Die Bewirtschaftung im Steilhang ist von Handarbeit gekennzeichnet. Ich bin dabei insbesondere Stolz auf unsere Lesemannschaft und hoffe, dass die selektive Handlese noch lange Vorzug und Besonderheit unseres Steillagenweinbaus sein wird. Die Lesequalität ist ein wichtiger Faktor der Weinqualität. Auch die übrigen Stockarbeiten sind weitgehend Handarbeit. Das gewährleistet eine individuelle und fachlich optimale Pflege der Reben. Bei den Arbeiten bin ich alleine oder als Vorarbeiter fast immer persönlich dabei. Dadurch kann ich die Qualität der Arbeit bestmöglich steuern und jede Parzelle, abhängig von der Witterung nach bestem Wissen bewirtschaften. Die Herausforderung ist natürlich immer das Wetter in seiner Unvorhersehbarkeit. Ziele sind ein ausgewogener Wuchs der Reben ohne Mangel und ohne Nährstoffüberschuss sowie die Belüftung und Belichtung der Trauben an die Witterungsbedingungen anzupassen.

Bei den Transportarbeiten, beim Pflanzenschutz und bei der Bodenpflege hilft uns unsere Kleinraupe. Dieses nur 90 cm breite hydrostatisch angetriebene Gerät ist mit seinen Gummiketten sehr steigfähig. Mit der angebauten Hangelwinde kann man steilste Weinberge befahren. Die Raupenarbeit ist natürlich nicht so bequem wie Traktorfahren, aber die Raupe ist relativ leicht und verteilt den Bodendruck über das Laufwerk gleichmäßig auf den Boden. Die Raupe hat bei uns die Seilwinde am Traktor abgelöst und ermöglicht die Mechanisierung im 1-Mann-Betrieb. Bei der Traubenlese werden die Trauben mit der Raupe an den Transportanhänger oder direkt an den Keller gefahren.

Beim Pflanzenschutz arbeiten wir nach den Grundsätzen des integrierten Anbaus, viele Pflanzenschutzanwendungen führen wir mit den Wirkstoffen des ökologischen Anbaus durch, aber wegen der besseren Wirkung und längeren Wirkungsdauer verzichten wir bisher nicht auf konventionelle Fungizide. Die Bodenpflege im Unterstockbereich ohne Herbizide ist im Steilhang schwierig, aber unser Ziel ist jeweils die Minimierung vom Herbizideinsatz und die Beschränkung auf den Unterstockbereich, wie es auch im kontrolliert umweltschonenden Weinbau praktiziert wird. Manche technischen Möglichkeiten des Weinbaus der Ebene sind uns nicht zugänglich, was positive und in diesem Fall auch negative Aspekte hat. Steillagenweinbau ist harte Arbeit und kostenintensiv.