Weingut
Seit 1996 führe ich mit meiner Frau Ulrike den elterlichen Familienbetrieb weiter. Wir bewirtschaften den einzigen Weinberg in Spay und außerdem Weinberge im Bopparder Hamm, darunter einzigartige rekultivierte Steillagen. Unser neues Weingut befindet sich auf einem großen Grundstück am Ortsrand von Spay direkt umgegeben von eigenen Weinbergen, Obstwiesen, Gebüsch und Wald. Authentische Riesling- und Spätburgunderweine herausragender Qualität sind unser Ziel – eingebettet in eine nachhaltige Produktion und Pflege der Kulturlandschaft.
Das Weingut Weingart erhielt für seine Investitionen in das Kulturlandschaftsprojekt Peterspay Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER): Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE), mitfinanziert durch das Land Rheinland-Pfalz.
Kurzbeschrieb
Unsere Familie Weingart ist mindestens seit Beginn des 18. Jahrhunderts in Spay zu Hause. Wir waren dort immer als Landwirte und Winzer tätig, bis meine Eltern in den 1960er Jahren den Betrieb zum reinen Weingut umstrukturierten und zu einem der besten Betriebe des Gebietes machten.
Ich bin mit Abschluss meiner Ausbildung zum Weinbauingenieur in Geisenheim 1996/1997 mit meiner Frau nachgerückt. Zunächst stetig expandierend haben wir uns dann bewusst für eine kleine, familiäre und ausschließlich qualitätsfokussierte Betriebsausrichtung entschieden. Wir erzeugen unsere Trauben auf gut 4,5 ha eigener Rebfläche in Spay und Boppard. Davon sind 0,75 ha Spätburgunder und der Rest unsere Hauptrebsorte Riesling. Von einem befreundeten Landwirt und Nebenerwerbswinzer in Bacharach haben wir 1,4ha Rebfläche zugepachtet. Diese werden in unserem Auftrag bewirtschaftet und ich keltere die Ernte hier in Spay. Alle unsere Rebflächen sind Steillagen.
15 Jahre sind von der ersten Idee bis zur Fertigstellung unserer landwirtschaftlichen Aussiedlung Peterspay 1 an der Ortsgrenze von Spay, direkt am Wirtschaftsweg in den Bopparder Hamm vergangen. Das war zum Teil eine schwierige Zeit, da zwar das Baurecht schnell bewilligt wurde, aber im Detail viele Probleme zu lösen waren – insbesondere im Bereich der Erschließung. Jetzt sind wir fertig - besonders im Bereich der Streuobstwiesen und Landschaftspflege braucht die Natur natürlich noch Zeit - aber wir können doch mit etwas Stolz den neuen Betrieb vorstellen. Ein nachhaltiges Projekt, wenn man denn überhaupt konventionelles menschliches Bauen und Wirtschaften als nachhaltig betrachten kann.
Keller
Der Weinkeller ist natürlich der Kern jeden Weingutes. Wegen der Lage im Außenbereich war es uns ein wichtiges Anliegen, den Baukörper so unauffällig als möglich in die Landschaft zu integrieren. Außerdem sollte das Kellerklima natürlich optimal sein für den Weinausbau und die Weinlagerung und dafür so wenig Energie als möglich verbraucht werden. So entstand recht früh der Plan, den Keller so weit als möglich unterirdisch zu bauen – dabei aber ebenerdig zugänglich. Dafür kamen nur mineralische Baustoffe in Betracht und nach Prüfung verschiedener Optionen haben wir uns – sehr unspektakulär - auf Stahlbeton als Baustoff festgelegt, alles andere war technisch zu schwierig und zu teuer.
Den eigentlichen Clou des Kellers – seine runde Form - verdanke ich aber fast einem Zufall. Erst spät im Planungsprozess, als die Herausforderungen einer wasserdichten und statisch hoch belasteten rechtwinkligen Konstruktion klar waren, kam mir der Gedanke, den landwirtschaftlichen Silobau, an den ähnliche Anforderungen gestellt werden, auf unser Projekt zu übertragen. Mit der Firma Wolf System fanden wir einen erfahrenen und kompetenten Partner, der unseren Weinkeller 2017 in kurzer Zeit realisierte.
Der Baukörper ist ein Zylinder mit 18 m Durchmesser und 4,5 m Höhe. Ein kurzer Zugangstunnel mit Bruchsteinflügelmauern erschließt den Keller. Mehr ist von außen fast nicht mehr zu sehen. Die Kellerdecke ist mindestens 1,6 m mit Erde überdeckt. Nach dem Vorbild unter anderem amerikanischer „earth-domes“ haben wir eine Teichfolie in der Erdüberdeckung eingebaut. Diese leitet das Sickerwasser wie ein Regenschirm vom Gebäude weg. Außerdem hält sie die Erde unter der Folie trocken und erhöht so ihren Isolationswert. Mitten im Keller dient ein weiterer Zylinder mit 6 m Durchmesser als Wasserzisterne. 120.000 l Wasser werden als Feuerlöschreserve, für die Weinbergsbewässerung als auch zusätzlich für die Klimatisierung des Kellers verwendet. Der wasserdichte, statisch hoch tragfähige Systembau vereint daher wirtschaftliche, praktische und nicht zuletzt ästhetische Anforderungen an einen Weinkeller in ausgezeichneter Weise.
230 qm Nutzfläche reichen für unsere Anforderungen, ergänzt durch eine kleine Holzhalle im Außenbereich für die saisonale Auslagerung nicht benötigten Gerätes und aller Materialien, die nicht klimatisiert gelagert werden müssen. So kann der wertvolle Kellerraum optimal ausgenutzt werden und die Kosteneffizienz des Bauwerkes verbessert sich noch.
Das Wichtigste am Weinkeller ist das Klima. Über die lange Planungsdauer habe ich recht gute Kenntnisse zu den Themen Kellerklimatisierung und Bauphysik angesammelt. Die Temperaturen sollen etwa zwischen 10 (Frühjahr) und 15 Grad Celsius (zur Gärzeit im Spätjahr) schwanken. Die Luftfeuchtigkeit soll keinesfalls kondensieren und optimal um 65-70 % rel. Feuchte liegen. Um den Beton klimatisch aufzuwerten, wurde er mit Kreidezeit Sumpfkalk-Streichputz beschichtet, im kritischen Eingangsbereich zusätzlich mit Mineralschaumplatten belegt. Der Eingang wurde außen mit Glasschaum gedämmt und zusätzlich abgedichtet. Die Türebene ist thermisch entkoppelt und das Holztor gut gedämmt. Die Zuluft wird über einen Erdwärmetauscher vortemperiert und der Keller wird kontinuierlich langsam belüftet. Die Zuluft wird, soweit saisonal erforderlich, entfeuchtet. Ebenso kann im Winter falls erforderlich die Luft auch befeuchtet werden. Im Keller herrscht ein leichter Überdruck um warme und kalte Luft am Eindringen zu hindern, Gärgase werden bodennah abgesaugt, die Abluft entlüftet über ein Sammelrohr durch die Kellerdecke. Die runde Form des Kellers ohne Ecken und Unterzüge begünstigt eine gleichmäßige Luftströmung. Die Weintemperierung erfolgt über eine elektrische Wärmepumpe, die die zentrale Zisterne als Wärme- und Kältespeicher nutzt, so wird die Temperatur des Kellers zusätzlich stabilisiert, die Gärungswärme wird für den Winter zwischengespeichert und die Kellertemperatur fällt nicht zu früh ab. Gegenüber unserem alten Betriebsgebäude bedeutet dies ein erheblich verbessertes Kellerklima mit geringeren Temperaturschwankungen trotz eines niedrigeren Energieverbrauchs.
Verkauf
Die Vorgeschichte: Bereits 2013/2014 errichteten wir unser Wohnhaus am neuen Standort. Es ist ein schlichter länglicher Baukörper mit Satteldach. Er besteht aus Massivholz mit Holzweichfaserdämmung und Holzfassade. Geheizt wir mit Stückholz und Solarthermie. Planungsziel war ein Gebäude, das sich in jeder Hinsicht unauffällig in die Landschaft einfügt und dabei baubiologisch wie energetisch gleichermaßen verantwortungsvoll ist. Die Planung der Verkostung fiel uns viel schwerer, obwohl von Anfang an nur ein sehr kleines Gebäude gewünscht war. Die überwiegend saisonale, täglich nur einige Stunden währende Nutzung für ein kleines Weingut, die behördlichen Vorgaben und die Einbeziehung der Landschaft und des Außenbereiches waren schwer mit vertretbarem Aufwand unter einen Hut zu bringen.
Aktuelle Vorbilder der internationalen Weinwirtschaft begeisterten uns wenig. Die alte kleine Verkostungshütte von Rippon Wines am Lage Wanaka, Central Otago, Neuseeland (übrigens landschaftlich unter den schönsten Weingütern der Welt) war dagegen eine sehr prägende Reiseerinnerung. Tiny House Tasting. Wir wünschten für die Weinverkostung ein warmes, gemütliches Ambiente mit Sitzgelegenheit innen und außen und keinerlei beeindruckenden oder einschüchternden Wirkung. Na klar, irgendwie auch ein Statement gegen ein zunehmend elitäres Weinestablishment.
Herausgekommen ist ein Holzwagen mit Terrasse, der sich besonders freundlich in die Landschaft einfügt. Von der Konstruktion ist es ein mit Naturstoffen gedämmter Holzrahmenbau, dessen ökologischer Fußabdruck im Rahmen bleibt. Er kann mit Holz oder wegen seiner geringen Größe der Flexibilität halber gelegentlich auch elektrisch geheizt werden. Der Gastraum verfügt über eine kleine Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Wir haben den Verkostungswagen plangemäß im Mai 2019 in Betrieb genommen und er erfreut sich regen Besucherinteresses.
Kulturlandschaft
Das Tollste an unserer Aussiedlung ist jedoch die arrondierte Grundstücksfläche um den Betrieb herum. Seit 2021 befinden sich jetzt 2,1ha unserer Rebfläche unmittelbar am Weinkeller gelegen. Insgesamt sind es aber über 11 ha eigenes Land um unser Weingut herum. Alles Steilhang und jahrtausendalte Kulturlandschaft. Schon der Ankauf der brachliegenden Flächen war eine große Herausforderung. Mein Vater hat mit Geduld und Begeisterung den Kauf von über 200 Eigentümern und von insgesamt über 400 Einzelparzellen verhandelt, denn die alten Kulturflächen sind extrem kleinparzelliert (eine Folge der Erbpacht, Erbteilung und der ohnehin kleinen Bewirtschaftungseinheiten). Die Entbuschung und Pflege der Flächen war und ist sehr arbeitsintensiv, sodass wir auch versuchen, Partner für die Bewirtschaftung zu finden.
Etwa 220 Obstbäume habe ich bereits gepflanzt, weitere 80 kommen noch hinzu. Außerdem habe ich hunderte Heckenpflanzen und Gehölze gepflanzt, alles heimische Gewächse. Dazu kommen Vogelkästen, Vogelsitzstangen, Narzissen, Wildblumeneinsaaten usw. Die Idee ist, ein zusammenhängendes Stück traditioneller vielfältiger Kulturlandschaft nach ökologischen Gesichtspunkten dauerhaft zu erhalten und die Monokultur des Weinbaus vielfältig zu ergänzen. Derzeitige Partner sind mein Freund Carlos Beltran, der unsere Weinbergspfirsiche pflegt und selbst Physalis, Pfirsiche und weiteres Obst auf seinem benachbarten Grundstück anbaut. Familie Pick aus Spay hält Kamerunschafe, eine kleinwüchsige, ursprüngliche Rasse. Die kleine Herde verbringt den Sommer auf unserer Weide neben dem Haus. Seit 2019 beweiden auch Jungrinder des örtlichen Landwirtes Bernhard Paul im Sommer die Weiden "In der Zech" und verbreiten etwas "Alpenflair". Erwähnen möchte ich auch den Grünen Daumen aus Spay, einen Zusammenschluss engagierter Bürger, die unter anderem auch am Ellingsweg Trockenmauern sanieren und Landschaftspflege betreiben.
Picknickplatz
Mittendrin, auf dem Dach unseres Kellers, haben wir einen öffentlich zugänglichen Picknickplatz hergerichtet, mit einem großen Sonnenschirm. Man schaut auf die Weinberge und den Rhein und kann es sich bei einer Weinprobe oder bei der mitgebrachten Vesper gut gehen lassen. Wein und Gläser können bei uns innerhalb der Öffnungszeiten käuflich erworben werden. Bringen Sie gerne Ihre Gläser mit, dann müssen Sie keine kaufen! Der Platz liegt direkt am historischen Ellingsweg, am schön beschilderten Kulturwanderweg Brey-Spay-Jakobsberg und am Wirtschaftsweg in den Bopparder Hamm. Wanderungen bieten sich außerdem an zum Traumpfad Rheingoldbogen und zum Traumpfädchen „Blick ins Tal“, sowie natürlich auf eigene Faust. Sie können unseren Parkplatz nutzen. Unsere Toilette kann innerhalb der Öffnungszeiten des Weingutes genutzt werden.
Der Platz ist von Frühjahr bis Herbst immer geöffnet, außer wir haben selbst eine Veranstaltung. Er ist ausdrücklich für alle offen, der Weineinkauf oder Weinkonsum ist nicht verpflichtend. Das Mitbringen Ihres eigenen Vesperkorbes ist sogar ausdrücklich erwünscht. Falls Sie jedoch selbst einen Wein mitbringen, sollte er im Sinne unserer Vorstellungswelt authentischen WinzerInnengeist atmen, also das unverfälschte Bukett authentischer Weinkultur verströmen! Dann ist er diesem besonderen Platz immer willkommen!